Gespenster der Nacht

 

Begonnen hat alles damit, dass ich mit meinen Freundinnen, Brigitte und Conny zelten ging. Wir waren 17.

 

Die beiden wollten in den Ferien ein paar Tage am See zelten. Meine Eltern wurden von Brigittes Mutter überzeugt, somit konnte es an einem wunderschön warmen Ferientag losgehen. Der See ist ca. 5 km von Augsburg entfernt.

 

Als wir ankamen tummelten sich schon einige Leute im Wasser. Was ich nicht wusste, dass es sich um einen Nackt-Badesee handelte. „Oh, je.“ In meiner Familie war es nicht üblich, sich nackt zu zeigen. Vor allem nicht, vor Männern. Da sagte meine Mutter höchstens: „Pfui, das die sich nicht schämen. Keine Grenzen mehr heutzutage. Kein Wunder, das so viel passiert.“ Gut das sie es nicht wusste, sonst hätte ich bestimmt nicht mitgedurft.

 

Brigitte kannte sich gut aus, war nicht zum erstmal beim Zelten. Conny und ich folgten ihren Anweisungen. Als das Zelt stand, wurde der Gaskocher angezündet. Wir kochten Spagetti mit Tomatensoße.   

 

Am späten Nachmittag beschlossen wir, auch mal ins Wasser zu gehen. Ich traute mich nicht, meine Bikinihose auszuziehen.

Als wir langsam ins Wasser stapften, kam mir ein Mann entgegen und sagte zu mir: „Na Mädchen, muss ja ganz schön kalt sein“.

Jetzt schämte ich mich noch mehr. Ging schnell raus, zog meine Bikini Hose aus und lief ganz schnell ins Wasser.

Abends saßen wir drei noch bis spät in die Nacht, vor dem Zelt und unterhielten uns.

 

Unsere Behausung war sehr groß. Sie hatte einen Vorraum, der nach außen mit einem Reisverschluss geschlossen werden konnte. Darin hatten wir unser Essen und auch unsere Kleidung schön säuberlich an der südlichen Wand gestapelt. Im Innern befand sich nochmal ein eigener, mit Reisverschluss, abgetrennter Raum. Der als Schlafraum diente. Er konnte ebenso gezippt werden. Platz gab es für vier Luftmatratzen. Meine lag direkt an der Zeltwand.

 

Mitten in der Nacht wurde ich plötzlich wach. Ich hörte Brigitte und Conny flüstern.

„Was ist denn?“, fragte ich schlaftrunken.

„Psst, sei leise, irgendwas ist im Zelt“, antwortete Brigitte.

Ich sah durch das Netz, das uns vom Vorzelt trennte. Und tatsächlich, es war fast taghell.

„Was ist hier so grell? Scheint der Mond so hell?“, fragte ich.

„Keine Ahnung“, meinte Conny, „sehen wir doch mal nach“.

Sie machte ganz leise den Reisverschluss auf. Beugte sich etwas vor und hatte einen länglichen Gegenstand in ihrer Hand. Er leuchtete grünlich.

„Was ist denn das?“, fragten Brigitte und ich gleichzeitig.

Bis Conny uns antworten konnte, rief ich: „Eine Bombe, schnell schmeiß sie raus.“

Ich war total panisch. Conny sah mich verständnislos an.

Sie fing lauthals zu lachen an und meinte: „Das ist ein Leuchtmittel mit Phosphor, doch keine Bombe“.

Und in diesem Augenblick rief jemand „Hallo“.

„Hallo“, sagte Conny und ging ins Vorzelt.

Es waren Freunde von ihr, die sie von der Wasserwacht kannte. Sie hatte ihnen erzählt, dass wir heute hier seien.

 

Als sie wieder gingen und wir auf unseren Matratzen lagen, war es 3 Uhr in der Früh. Etwa 1 Stunde später wurde ich wieder geweckt.

Jemand rief „Huuuuhuuuu“.

„Hallo“ rief Brigitte, wer ist da?“

Nichts, alles still.

„Hallo“ wiederholte auch Conny.

Keine Antwort. Mein Herz schlug wie wild gegen meine Brust.

Brigitte sagte ganz laut: „Kommt mit, ich habe eine Pistole dabei, dann sehen wir nach“.

Kein Laut von draußen alles ruhig. Ich legte meinen Kopf ganz nah an die Zeltwand, um vielleicht Schritte oder Stimmen zu hören. Zack, irgendwas flog an meinen Kopf. Mein Herz sprang fast aus der Brust. Ich war starr vor Angst. Brigitte und Conny machten den Reisverschluss auf, gingen leise ins Vorzelt und dann ins Freie.

Angestrengt hörte ich zu, was draußen passierte.

Brigitte rief: „Hallo, ist da jemand? Ich habe eine Pistole, kommen sie raus“.

Ich hörte ein rascheln und knacken die beiden Mädels schrien und dann, erstmal Ruhe.

Was war geschehen, meine Gedanken rasten.

Plötzlich hörte ich Conny sagen: „Markus, spinnst du, uns so zu erschrecken“?

Ich konnte immer noch nicht reden, war wie gelähmt.

Sie kamen ins Zelt und klärten mich auf. Markus war der Freund von Conny, den ich noch nicht kannte.

Der Gegenstand, der an meinem Kopf landete, war eine leere Cola Dose.

Ich war stocksauer. So ein…. Ich hatte gar keinem Namen für ihn. Der Schreck saß mir immer noch in den Gliedern.

Die Gespenster der Nacht ließen mich die restliche Nacht nicht mehr einschlafen.

 

Autor: 12.12.2016 Helga Sättler